Ist unser Gesundheitssystem noch zu verstehen?

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Karin R.
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Ist unser Gesundheitssystem noch zu verstehen?

Beitrag von Karin R. » 10 Apr 2008 18:28

Hallo,
um jede Physiotherapie für meine frozen shoulder muß ich förmlich als Kassenpatient betteln und dann passiert mir folgendes:
vor 2 Wochen mußte ich sonnabends die Notfallambulanz unseres hiesigen Krankenhauses aufsuchen. Infolge einer Nasennebenhöhlen-OP, die allerdings fast ein dreiviertel Jahr zurück liegt, habe ich immer noch starke Beschwerden, die in ihrer Intensität unterschiedlich auftreten. An diesem Samstag war es nicht mehr auszuhalten, weshalb ich die Notfallambulanz aufgesucht habe. Man hat mich sofort auf die HNO-Abteilung zu einem entsprechenden Spezialisten geschickt. Im Ergebnis der Untersuchung sollte ich ab demselben Tag, ein Warten bis zum kommenden Montag war lt. Aussage der HNO-Ärztin nicht möglich, ein Antibiotika einnehmen. Man konnte mir im Krankenhaus kein Medikament mitgeben, auch das Ausstellen eines Rezeptes war nicht möglich. Und jetzt kommt der Schildbürgerstreich - ich mußte von zu Hause aus den hausärztlichen Notdienst verständigen, ihn zu mir nach Hause bitten, damit der Arzt mir ein Rezept für besagtes Medikament ausstellt!!!! :lol:
Mir war es peinlich, den ärztlichen Notdienst anzurufen und um einen Hausbesuch zu bitten. Der Notarzt kannte das Procedere, schüttelte auch nur mit dem Kopf und verstand meine Empörung.
Also hat meine Krankenkasse an diesem Tag 2 Ärzte bezahlt, wieviel möchte ich gern mal wissen. 6 Physiotherapien kosten ca. 100 € und die werden wohl nicht reichen für beide Konsultationen.
Ich verstehe die Welt nicht mehr!
Freundliche Grüße Karin R.
Frozen shoulder links 2004,
seit September 2007 frozen shoulder rechts, momentan in der Auftauphase, Arm wieder voll beweglich seit Weihnachten 2009, beide Arme wieder voll einsatzbar in allen Richtungen

Claudia Jahn
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Beitrag von Claudia Jahn » 10 Apr 2008 19:57

Hallo Karin

da geht es dir nicht anders als uns mit meiner Mutter.
Die hatte unstillbares Nasenbluten, ein Gefäß war geplatzt.
Der Hausarzt konnte Fr. nachmittags nichts mit uns anfangen und hat uns in die HNO Klinik geschickt.
Dort haben wir mehrere Std. ausgeharrt bis sich ein Arzt meiner Mutter widmete. Sie ist immerhin schon 84 J. alt und Hochdruckpatient, die Gesichtsröte vor lauter Aufregung hat mir schon gereicht.
Dann wurde ihr sehr ruppig und arrogant die Sache verödet, Tampons in die Nase "gerammt" und bitte gehen sie jetzt schnell.
So eine Art Behandlung sind wir normalerweise nicht gewöhnt.
Das ziehen der Tamponaden sollte der HNO Hausarzt übernehmen. Der hat sich anhand der aktuellen Blutwerte aber gesträubt denn die Nachblutungsgefahr war zu groß (dazu mußten wir aber erst mal 2 Std. warten um das zu erfahren)
Dann wieder in die Klinik und erneut diesesmal eine Wartezeit von 5 Std. (Ich dachte ich ziehe dort ein... :evil: )
Wieder das gleiche Spiel, kein Arzt erreichbar auf der Ambulanz, nach Std. wieder eine arrogante Behandlung und gott sei dank hat es aufgehört zu bluten. Was wäre denn wenn wir den Stiel herumdrehen, ich bin der Arzt und er der Patient.
Würde er sich so eine Behandlung gefallen lassen?
Das deckt sich mit der Aussage des Orthopäden der meinen Mann nicht mehr behandeln will:
Sie sind Patient dritter Klasse, beschweren sie sich bitte bei ihrer Krankenkasse denn ich kann sie für das Budget dass mir für sie zusteht nicht mehr behandeln, geschweige denn eine Verordnung ausstellen.

Ich würde mich an deiner Stelle bei der KK beschweren, schriftlich damit dies an die Kassenärztliche Vereinigung auch eingereicht werden kann.
So was kann es nicht geben.

Ich war heute mal wieder bei der manuellen nach 14 Tg. (viele Absagen wegen Omas Nase) und mir hat es nicht gut getan.
Alles tut mir weh ums Schulterblatt, traue mich heute abend nicht mehr in die SH

Gute Besserung für dich und viele Grüße
Claudia
Frozen Shoulder seit September 06,rechte Seite
Noch Bewegungseinschränkung Aussenrotation
z.Zt. noch muskuläre Beschwerden

ClauClau
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Beitrag von ClauClau » 11 Apr 2008 09:35

Hallo Claudia, Hallo Karin R.

nachdem die Ambulanzen ja kaum Geld für die Behandlung bekommen haben sie freilich kein Interesse daran, schnell etc. zu handeln. Das ist dann eine Frage von Anstand und Menschlichkeit, die nicht jeder Arzt hat.

Leider ist in unserer Gesellschaft alles nur noch auf Gewinnsteigerung und Effizienz ausgerichtet. An Menschlichkeit denken nur wenige.

Wie man das allerdings ändern kann - ich weiß es nicht. Mein Weg ist z.Zt. daß ich jedem der mir begegnet versuche freundlich und geduldig zu begegnen und zu helfen, wo ich kann. Wenn wir alle dies täten, wäre schon ein Schritt getan - bin ich überzeugt.

Auch denke ich, daß wir alle uns drauf einstellen müssen, daß der Lebensstandard sinkt und wir uns dem anzupassen haben. Lohnerhöhungen treiben wieder die Preisspirale an ... Und die Unternehmen brauchen Gewinnsteigerungen - der Globalisierung sei Dank. Und wo soll die herkommen???? Wir können froh sein, wenn wir uns unser Leben von unserem Verdienst leisten können. Der Trend, staatlich nachzubessern mit Wohngeld etc. ist m.E. fatal, das zieht das Ganze nochmal in den Keller. Aber für viele ist dies lebensnotwendig (wenn da nicht die Trittbrettfahrer wären, wäre das schon o.k.).

Wenn alle nicht nur auf den eigenen Geldbeutel sehen würden, sondern auf die Gesamtbilanz im Lande (Unternehmen und Bürger und Politiker), dann könnte es wieder aufwärts gehen. Wie man das allerdings hinkriegt, ohne die großen übergeordneten Systeme zu zerschmettern weiß ich auch nicht. Drum tu ich halt im Kleinen mein Möglichstes. Ob das allerdings viel Erfolg hat?

Ich denke, die guten alten Deutschen Werte der Nachkriegszeit waren nicht die schlechtesten. Nur haben wir eben vergessen, daß man auch wenn man wenig hat glücklich sein kann. Es muß immer besser, größer, toller werden. Mehr Urlaub, schönere Kleidung, teure Handys, schnelle Computer etc. Das geht halt einfach nicht. Genauso ist es auch in der Medizin. Man kann nicht alles haben - aber wo Abstriche machen????

Vielleicht war bei diesem philosophischen Erguß ja was dabei, was den einen oder anderen zum Nachdenken anregt - vielleicht bin ich ja auch ganz auf dem Holzweg - aber das ist so meine Überlebensstrategie. Mal schaun, wie weit ich damit komme.

Viele liebe Grüße - und ein schönes Wochenende
ClauClau
Schleimbeutelentzündung links, Sehnen entzündet, FS ???
Keine klare Diagnose - trotz MRT.

AuaTut
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Beitrag von AuaTut » 30 Jul 2008 09:03

@
ClauClau


Da hast du vollkommen recht. ich kam mal eines tages von der Spähtschicht nach hause. Seltsamerweise brannte beo Oma noch licht. Und ich guckte bei ihr rein. Sie saß auf dem Stuhl und war kreidebleich. Sie stammelte nur die paar wörter.... " Hilf mir...ich kann nicht mehr!" Ich rief (um 3 uhr nachts ) ihren hausarzt an der zudem auch nachtdiesnst/notdienst hatte an. Ich sagte ihm was ihr fehlt und er meinte nur...( Wörtlich..wie geschrieben!)
" Gääääähn......was soll ich da machen? Geben sie ihr einen warmen Tee und schicken sie sie ins Bett....gääääähnnnn! "
Er fragte mich was er da machen soll??? Er sollte doch seinen faulen Arsch bewegen. Schließlich ist er ja nur 50 meter von uns weg!
Aber wie du sagst. Es liegt warscheinlich nur daran dass sie kassenpatient ist und er nicht so viel kassieren könnte. naja...ich fuhr Oma ins nächste Krankenhaus. Sie musste da bleiben. Tja...ein warmer tee hätte ihr warscheinlich das Leben gekostet. ((Prost malzeit an den dorfarzt in unserer Nähe!!!)))
Bei mir war es mal das gleiche. ich renkte mir die schulter aus und habe ihn angerufen. Da sagte mir dass er nicht da sei. Er währe auswärts aber ich könnte schnell kommen. Ich ging hinter zu ihm denn seine frau war ja auch ärztin. Ich war nach 2 minuten bei ihm und klingelte. Tür ging auf und was sah ich da???? Den sauberen herrn doktor schnell um den tresen huschen und weg war er!. Die die mir die türe öffnete bemerkte nicht das ich ihn sah und meinte, er sei immer noch aus dem Haus.
Ich sagte nur lautstark:" Entschuldigen sie das ich bei der Aok versichert bin! Und herr doktor?! Nicht so schnell um die tresen "fahren", es sei denn sie sind privatversichert"
Ich besuchte diesen Arzt nie wieder.
tja....ebend alles auf gewinn aus gelegt. Egal ob Aok oder Arzt.^^

hoffi-2
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Beitrag von hoffi-2 » 30 Okt 2008 16:17

Ja, ich finde das echt schlimm, was wir Kassenpatienten uns so alles gefallen lassen müssen!!!

Wir dürfen nur noch, ich nenn sie immer "Discouterpillen", schlucken.
"Ist genau das gleiche drin, nur von einer anderen Firma", bekomme ich immer zu hören...

Von wegen, das gleiche drin...
Sind meißt andere (billigere?) Trägerstoffe drin und wenn man diese nicht verträgt in der Kombination mit dem Wirkstoff, dann kann man richtig Probleme bekommen... Aber davon will kein Arzt was wissen.

Was ich aber auch noch absolut daneben finde, ist, das die Privatpatienten oft in meinen Augen ausgebeutet werden.
Die bekommen teure Medikamente verschrieben und Therapien verordnet, die oftmal gar nicht nötig wären... Kann ich auch so einige Beispiele auf Anhieb nennen...

Schöne neue Welt...
Lieben Gruß
Hoffi-2

Im August 08 mit Schulterschmerzen zum Orthopäden. Diagnose: Impingemend-Syndrom
Nach MRT: Kapsel- und Schleimbeutelentzündung und Sehenanriss am Ansatz der Rotatorenmanschette.
Die linke Schulter ist dadurch ca. 70 % Bewegungseingeschränkt.